Infobrief des Fördervereins Burg Wersau – Juni 2015
Sehr geehrte Freunde unserer Burg Wersau,
In unserem monatlichen Infobrief erfahren Sie Aktuelles rund um unsere ehemalige Burg.
Im Juni gibt es über folgende Neuigkeiten zu berichten:
- Nachwuchs-Archäologen auf der Wersau aktiv – Besuch des Kinderhauses Ziegelhausen
- Schüler graben in der Tiefe der Geschichte – Neues über die Archäologie AG
- Nachwuchs-Archäologen auf der Wersau aktiv – Besuch des Kinderhauses Ziegelhausen
Dass sich neben Erwachsenen und Jugendlichen auch Kindergartenkinder für die Ausgrabungsarbeiten auf der Wersau und die Archäologie an sich begeistern können, beweist der Besuch des Kinderhauses Ziegelhausen am vergangenen Samstag.
Den ungefähr 35 Eltern und Kindern wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Maier und Justin Schmidt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg informativ und zugleich kindgerecht die Grundlagen der Archäologie vermittelt. Natürlich hatten Eltern und Kinder auch die Gelegenheit, unter fachlicher Anleitung, selbst zur Kelle zu greifen, um ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen, die dort verrichtet wird.
„Auf der Wersau wird aktiv nach der Geschichte Reilingens und der Umgebung geforscht. Die Geschichte soll hier lebendig und greifbar werden. Die Arbeiten und Ergebnisse sind allen Interessierten zugänglich und wir freuen uns immer über interessierte Besucher.“ kommentiert Grabungsleiter Justin Schmidt den geplanten Besuch des Kinderhauses aus Ziegelhausen.
Generell sind Schulklassen herzlich eingeladen, die Ausgrabungsstätte zu besuchen und sich spielerisch oder auch aktiv im sogenannten „Lehrgrabungsschnitt für Kinder“ ein Bild darüber zu machen, welche Bedeutung die Burg Wersau hatte und immer noch hat.
Nach Beendigung der Führung und Grabungsaktivitäten ließ man den Nachmittag mit einem gemütlichen Beisammensein bei Grillgut und Getränken ausklingen.
2. Schüler graben in der Tiefe der Geschichte – Neues über die Archäologie AG
aus der Schwetzinger Zeitung, Samstag 20.06.2015
Die Schweißperlen stehen ihnen bereits auf der Stirn, doch nichts hält die Schüler des Hockenheimer Gauß-Gymnasiums davon ab, weiter voller Elan die Spaten in den Boden zu rammen, um die Grasschicht abzutragen. Auf dem Gelände der Burg Wersau sind die Siebt- bis Elftklässler zu Gange, um im Laufe der nächsten Monate ein weiteres Stück Ortsgeschichte sichtbar zu machen, das jetzt noch im drei mal vier Meter großen Grabungsfeld verborgen liegt.

Das geht ganz schön in die Muskeln: Die Schüler der AG heben mit Spaten bewaffnet das Gras von dem Grabungsfeld ab – und stoßen auch hier schon auf ein paar Scherben
Zum dritten Mal sind die Mitglieder der von Lehrerin Anja Kaiser neugegründeten Archäologie-AG zusammen mit dem pensionierten Lehrer Dietrich Brinkmann in Reilingen zu Gast. Und die ersten Funde haben sie bereits Hella Müller vom Arbeitskreis Burg Wersau übergeben: glasierte Scherben in verschiedenen Größen, die die Schüler anspornen, weiter in der Tiefe zu graben. „Es ist eine Knochenarbeit“, weiß Hella Müller und zeigt sich von der Euphorie der Schüler angetan. Dass die 24 Gaußianer Gelegenheit bekommen, Archäologie in der Praxis kennenzulernen, haben sie dem Förderverein Burg Wersau sowie Dr. Folke Damminger vom Landesamt für Denkmalpflege zu verdanken, die die Aktion unterstützen. Für die Schüler hat der Förderverein extra 24 Paar Handschuhe, 24 Spachteln und 24 Spaten angeschafft – das richtige Werkzeug, um sich zu den Mauern unter der Grasnarbe durchzuarbeiten.

Grabungsleiter Justin Schmidt von der Uni Heidelberg (unten rechts, l.) zeigt den Schülern Skizzen des Burgverlaufs.
Spielerisches Entdecken
„Die Schüler stellen sich gut an, das ist ein spielerisches Entdecken“, meint Justin Schmidt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Uni Heidelberg. Er hat nicht nur in den vergangenen Monaten die Lehrgrabungen der Studenten der Uni begleitet, sondern ist auch Grabungsleiter der Archäologie-AG. Ziel sei es, so der Fachmann, dass die Schüler schon bald unter der Erde etwas sehen können, weist er auf das unweit gelegene Areal hin: Wo vor weniger als einem Jahr noch die Mauern der alten Schlossmühle standen, sind nun Burgmauern freigelegt, auch das Fundament eines Turmes aus dem Mittelalter wurde ausgehoben.
Dass im Grabungsfeld der Schüler ebenfalls Mauern verborgen liegen, dessen sind sich Justin Schmidt und Hella Müller ziemlich sicher. Schließlich gibt es in der Archäologie eine sogenannte Survey-Methode, die es ermöglicht, vor der Ausgrabung in den Boden reinzuschauen, haben die Schüler von ihrem Grabungsleiter erfahren. „Was wir finden wollen, sind Mauerbereiche der Stallungen oder Handwerksarbeitsplätze“, verrät Justin Schmidt den Teenagern, welche Bereiche der einstigen Burg Wersau wohl in dem AG-Grabungsfeld liegen.
Theorie gehört bei den zweiwöchigen Treffen auf dem Gelände dazu. Schließlich sollen die Siebt- bis Elftklässler ein grundsätzliches Verständnis dessen bekommen, was zur Tätigkeit eines Archäologen dazugehört. So haben die Schüler bereits den Unterschied zwischen glasierten und unglasierten Keramikteilchen kennengelernt, sie wissen, in welchem Areal die alte Mühle und wo etwa zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert die Burg zu finden war.
Spannend, aber anstrengend
Auf vorläufig zwei Jahre ist die Kooperation zwischen Gauß-Gymnasium und dem Förderverein Burg Wersau angelegt. Die Siebtklässlerinnen Samira, Julia und Melanie gehören zu den eifrigen Schülern, die sich die Gelegenheit, die Regionalgeschichte auf eine solche Art kennenzulernen, nicht entgehen lassen wollten. „Ich habe mich schon immer für Archäologie interessiert“, meint Melanie und findet die Arbeit vor Ort spannend – wenn auch anstrengend. Und doch springt sie wie ihre Schulkameraden weiterhin mit beiden Füßen auf den Spaten und hebt die Grasschicht ab. „Ich glaube, da fangen schon bald die ersten Mauern an“, spekuliert Siebtklässler Philipp, der mit dem Schubkarren die Grasballen zum Erdhügel am Ende des Geländes befördert.
Auszuschließen ist das nicht, wie Hella Müller den Schülern versichert. Denn oftmals müsse man gar nicht so weit in die Tiefe gehen, um an die alten Mauern zu stoßen. „Sobald wir etwas finden, tauschen wir die Spaten gegen die Spachteln ein“, erklärt sie das weitere Prozedere. Dass sich so viele Schüler für die ehemalige Burg interessieren, das beeindruckt sie immer noch. Als gleich 24 Anmeldungen kamen, habe man keinen zurückweisen wollen. Im weiteren Verlauf soll die Gruppe dann geteilt werden: Eine Hälfte soll sich mit den weiteren Grabungen beschäftigen, „die andere wird aufs Scherbenwaschen spezialisiert“, erklärt sie. Das gehört zur Arbeit eines Archäologen schließlich ebenfalls dazu – um die Entdeckungen später richtig einordnen zu können.
Ein Video über die Arbeit der Archäologie-AG ist ebenfalls auf der Internetseite der Schwetzinger Zeitung verfügbar.
Es ist unter folgendem Link zu finden https://bcove.me/sq6u317q
Für Ihr Interesse bedanke ich mich und verbleibe
Mit den besten Grüßen
Ihr
Andreas Dörfer