Infobrief des Fördervereins Burg Wersau – Mai 2015
Sehr geehrte Freunde unserer Burg Wersau,
In unserem monatlichen Infobrief erfahren Sie Aktuelles rund um unsere ehemalige Burg.
Im Mai gibt es über folgende Neuigkeiten zu berichten:
- Jung-Archäologen auf den Spuren ihrer Vorfahren
- Archäologie AG des Gauß-Gymnasiums gestartet
- Neuer Film über die Burg Wersau
- Besuchergruppe aus dem französischen Jargeau – informative Zeitreise auf der Burg Wersau
1. Jung-Archäologen auf den Spuren ihrer Vorfahren
Auf Initiative des Fördervereins Burg Wersau e.V. Reilingen hin wurden zusammen mit dem Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium die Weichen für eine entsprechende Zusammenarbeit in Form einer Archäologie AG gestellt. Die Geschichtslehrerin Anja Kaiser war denn auch sofort Feuer und Flamme für das Projekt.
„Da die Lehrgrabungen der Universität Heidelberg ein großer Erfolg waren, kam uns die Idee, hier vielleicht auch mit Schulen zu kooperieren, um die eine oder den anderen an die Archäologie heranzuführen. Die große Resonanz am Gauß Gymnasium Hockenheim zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ freut sich Dirk Müller, Vorsitzender des Fördervereins Burg Wersau.
Große Resonanz bei den Schülern
24 Schülerinnen und Schüler haben sich für die neu gegründete Archäologie-AG gemeldet und werden somit bald die Möglichkeit haben, die Grundlagen der Archäologie zu erlernen und gleichzeitig mehr über die Faszination der ehemaligen Burg unter der Grasnarbe zu erfahren.
Ursprünglich hatte man mit einer Anzahl von 10 Schülerinnen und Schüler geplant, doch nachdem sich spontan 24 Kinder für die Archäologie-AG meldeten, wollte man niemanden enttäuschen und so wurde natürlich gerne die Kapazität erweitert.
Der Startschuss erfolgte am 15. Mai 2015. Die Leitung wird Justin Schmidt von der Universität Heidelberg (Bereich Ur- und Frühgeschichte) übernehmen, der ebenfalls die bis vor kurzem laufende Lehrgrabung der Universität Heidelberg auf dem Gelände der Burg Wersau beaufsichtigte.
Vermitteln der Regionalgeschichte steht im Fokus
„Ziel der unbefristet laufenden Archäologie-AG ist es, den Kindern und Jugendlichen nicht nur die Geschichte ferner Länder, sondern auch die eigene Regionalgeschichte zu vermitteln sowie das Interesse an der Historie, der Archäologie und der Wertschätzung der eigenen Wurzeln zu wecken.“ formuliert Justin Schmidt als Ziel seiner Arbeit im Rahmen der AG.
Denn um die Zukunft verstehen zu können, lohnt sich immer der Blick in die Vergangenheit, gerade in jungen Jahren. Im weiteren Verlauf sollen dann erfahrenere Kinder die neu hinzukommenden Schülerinnen und Schüler einführen und das entsprechende Grundwissen vermitteln.
Die professionelle, wissenschaftliche Betreuung durch Justin Schmidt, die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit Grabungsutensilien sowie die Verpflegung übernimmt der Förderverein der Burg Wersau.
2. Archäologie AG des Gauß-Gymnasiums gestartet
Am Freitag, den 15.05.2015 war es soweit: Die neu ins Leben gerufene Archäologie AG des Gauß-Gymnasiums in Hockenheim startete auf der Burg Wersau. Pünktlich um 15 Uhr begrüßten Hella Müller vom Arbeitskreis Wersau, Dirk Müller und Michael Grahlert vom Förderverein Burg Wersau sowie Prof. Dr. Thomas Meier und Justin Schmidt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg die Schüler. Auf der Burg unter der Grasnarbe. Dr. Folke Damminger vom Landesamt für Denkmalpflege, welches die Ausgrabungen überwacht, war ebenfalls vor Ort. Und eines hatten wohl alle gemeinsam, es war für alle gleich aufregend: Für die Schüler, weil wohl die wenigsten bisher so eng mit der Archäologie in Kontakt waren und für die Organisatoren, weil man nicht so recht einschätzen konnte, wie die Schüler das ganze annehmen würden.
Viele Fragen und Begeisterung für die Geschichte
Nachdem Hella Müller vom Arbeitskreis Wersau die Kinder begrüßt hatte, übergab sie das Wort an den Grabungsleiter und Leiter der AG, Herrn Justin Schmidt, der den Schülern das richtige Verhalten an der Grabungsstätte näher brachte und beim Rundgang über die Ausgrabungen und die Anlage selbst informierte. Sofort kamen die ersten Fragen: „Warum ist die Burg denn überhaupt unter der Erde?“, „Wie lange muss man noch buddeln, bis man alles ausgegraben hat?“ usw.
„Es war fantastisch zu sehen, wie schnell Justin die Kinder für das Thema Archäologie und die Geschichte rund um die Wersau begeistern konnte. Ich bin sicher, wir werden hier alle eine Menge Spaß haben.“ kommentiert Michael Grahlert, zweiter Vorsitzender des Fördervereins den Start der AG.
Erste Funde besichtigt
Die Gruppen werden künftig zweigeteilt arbeiten, wie Justin Schmidt erklärte. Eine Gruppe wird an den bestehenden Schnitten im vorderen Bereich arbeiten, wo immer wieder interessante Keramik-Funde auftauchen und man den ehemaligen Burg-Eingang vermutet. Hier konnte man sich auch gleich anschauen, wie eine Keramikfundstelle aussieht, wenn der Fund noch in der Erde ist, bevor er gezeichnet wird – erst nach dem Zeichnen kann er komplett ausgegraben werden.
Die zweite Gruppe wird einen eigenen kleinen Schnitt anlegen und dabei alle Schritte durchlaufen, die dafür notwendig sind. Natürlich wird auch immer gewechselt, so dass im Rahmen der AG alle die Arbeit der Archäologen hautnah mitbekommen.
„Wir sind sehr stolz, dass wir mit dem Thema so begeistern können. Die Tatsache, dass auch hier wieder die Uni Heidelberg und das Landesamt für Denkmalpflege vor Ort sind, zeigt, dass hier noch einiges an Potenzial verborgen ist. Bedanken möchten wir uns auch beim Obi-Baumarkt in Hockenheim, der uns mit einer tollen Sachspende unterstützt hat. Somit konnten wir vom Förderverein das komplette benötigte Material für die Schüler kostenfrei zur Verfügung stellen.“ kommentiert Dirk Müller den Start der AG.
Jeder kann mitmachen
Wenn auch Sie die Lust am Ausgraben, an der Archäologie oder der Geschichte der Wersau gepackt hat, sind sie jeden Samstag von 10 bis 15 Uhr auf der Burg Wersau willkommen. Egal ob als Besucher oder mit Kelle und Eimer bestückt in den Schnitten. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.burg-wersau.de
3. Neuer Film über die Burg Wersau
Unter dem Titel „Neues von der Burg Wersau“ läuft seit kurzem ein Film über den Rückblick von 2013 bis zu den heutigen Aktivitäten. Wir bedanken uns bei Eckarth Palutke für den tollen Film (RIK tv – Metropolfernsehen Rhein-Neckar). Der Film ist über den folgenden Link erreichbar:
https://www.youtube.com/watch?v=DbtD2mXBGCQ
4. Besuchergruppe aus dem französischen Jargeau – informative Zeitreise auf der Burg Wersau
Am Samstag, den 16.05.2015, trafen Philipp Bickle (Vorsitzender der Freunde Reilinger Geschichte) mit seiner Gattin, einem Dolmetscher und einer Gruppe von etwa 20 Besuchern unserer französischen Partnergemeinde Jargeau auf der Wersau ein.
Hella Müller vom Arbeitskreis Burg Wersau sowie Dirk Müller (Vorsitzender des Fördervereins Burg Wersau e.V.) und Justin Schmidt (Universität Heidelberg, Bereich Ur- und Frühgeschichte) hießen die Gäste herzlich willkommen. Zahlreiche Helfer des Arbeitskreises unterstützen und reichten Sekt mit kleinen Äpfeln, Apfelkuchen, Kaffee sowie den Wersauer Apfelschnaps, der guten Zuspruch fand.
Nach einer kurzen Einführung über die historische Bedeutung der Burg Wersau für die Region und die zuletzt stattgefundenen Grabungskampagnen lenkte Dirk Müller den Schwerpunkt auf die gemeinsame Deutsch-Französische Geschichte, die sich in sehr dramatischer Art und Weise auch auf dem Areal der Burg Wersau abgespielt hatte.
Gedenken an kriegerische Auseinandersetzungen vor über 300 Jahren – Bestärkung der Deutsch-Französischen Freundschaft
Jahrhundertelang hatten sich Deutsche und Franzosen an dieser Stelle bekriegt. Unter General Ezéchiel de Mélac wurden im Jahre 1689 Teile des Heidelberger Schlosses gesprengt, die Stadt Heidelberg in Brand gesteckt sowie die Burg Wersau zerstört. Viele Schlösser, Burgen, Städte und Dörfer wurden in den Jahren 1688 und 1689 östlich wie westlich des Rheins verwüstet.
Am 16.05.2015, nach über 300 Jahren, standen zum ersten Mal wieder Deutsche und Franzosen gemeinsam auf der Wersau, diesmal allerdings als Freunde, die miteinander feierten. Das Wissen um die gemeinsame leidvolle Geschichte macht diese heutige Freundschaft um so bedeutsamer und um so enger. „An diesem magischen Moment war das bei allen Anwesenden ganz besonders zu spüren. Und auch der graue Himmel öffnete sich dem Sonnenschein, als wolle auch er seinen Teil dazu beitragen“ so der Vorsitzende des Fördervereins Dirk Müller sichtlich ergriffen.
Grabungsleiter Justin Schmidt von der Universität Heidelberg führte nun anschließend die Gäste über das Ausgrabungsgelände und erläuterte in gewohnt ruhiger fachlicher Weise die archäologischen und geschichtlichen Besonderheiten. Die Besucher waren sehr überrascht und begeistert über die für sie bislang unbekannte Seite Reilinger Geschichte und der enormen Funde, die inzwischen zu Tage traten.
Nach einer schönen gemeinsamen Stunde verließen uns die Freunde und wir waren uns einig, in den kommenden Jahren wieder gemeinsam auf der Wersau die Deutsch-Französische Freundschaft zu feiern.
Für Ihr Interesse bedanke ich mich und verbleibe
Mit den besten Grüßen
Ihr
Andreas Dörfer