Neues von der Burg Wersau
Sendschreiben des Fördervereins Burg Wersau e.V.
Januar 2015
Sehr geehrte Freunde unserer Burg Wersau,
In unserem monatlichen Sendschreiben erfahren Sie Aktuelles rund um unsere ehemalige Burg.
Im Januar 2015 gibt es über folgende Neuigkeiten zu berichten:
- Fund einer seltenen Münze aus dem 15. Jahrhundert
- Aufbau einer Datenbank zum Ausgrabungsprojekt Burg Wersau
- Kurzmeldungen
1. Fund einer seltenen Münze aus dem 15. Jahrhundert
Bei Siebarbeiten fand Dirk Müller am 12.12.2014 im Baggeraushub des Brückengrabens einen sogenannten Schüsselpfennig, eine einseitig geprägte Münze aus Silber (ein halber Pfennig).
Solche Münzen sind recht selten, da sie durch ihre geringe Größe mit herkömmlichen Methoden kaum gefunden werden konnten. Durch unsere innovative Scherbensortieranlage mit eingebautem, hochsensiblem Metalldetektor konnten wir solch eine Rarität trotzdem ans Tageslicht bringen (Bild siehe Anhang).
Die Münze hat zwar oben und links Rand-Ausbrüche, ist aber ansonsten sehr schön anzusehen. Darauf sieht man einen zweigeteilten, unten spitzen Schild in geschlossenem Perlkreis. Links ist das Mainzer Rad zu sehen sowie rechts ein aufsteigender Löwe mit nach innen gekrümmtem Schwanz. Über dem Wappen erscheint ein offenes „A“.
Als Münzherren sind Adolf von Nassau (Erzbischof von Mainz 1462 – 1475) sowie Friedrich I. (Kurfürst 1449 – 1476) bekannt.
Als Hintergrundinformation zu dieser Münze ist zu erwähnen, dass Kurfürst Friedrich I. und Erzbischof Adolf von Nassau im Jahre 1464 einen Münzvertrag abschlossen. Die wesentliche Neuerung im Gegensatz zu früher war, dass über dem Wappenschild der Anfangsbuchstabe des Münzherren und nicht mehr der Prägeort erschien.
Für den Erzbischof Adolf von Nassau steht das offene „A“ sowie ein „F“ für den Kurfürsten Friedrich I., beides über dem Rad und dem Löwen.
Die uns vorliegende Münze wurde also unter der Herrschaft des Erzbischofs Adolf von Nassau in Mainz geprägt. Sein Vorgänger und späterer Nachfolger Diether II. von Isenburg hatte die Münzstätte des Erzbistums Mainz von Bingen nach Mainz verlegen lassen.
Bei der Wahl zum Erzbischof von Mainz im Jahr 1459 durch das Mainzer Domkapitel unterlag Adolf von Nassau zunächst knapp seinem Gegenkandidaten Diether II. von Isenburg. Wegen seiner oppositionellen Haltung gegenüber Kirche und Kaiser wurde Diether II. von Isenburg im Jahr 1461 unter Papst Pius II. als Erzbischof abgesetzt, stattdessen wurde Adolf von Nassau erhoben. Da jedoch die Stadt Mainz sowie das Domkapitel weiterhin zu Diether hielten, musste sich Adolf gewaltsam durchsetzen und so kam es zu der sogenannten Mainzer Stiftsfehde, die ungefähr ein Jahr dauerte. Letztendlich konnte Adolf von Nassau mithilfe seiner Verbündeten am 28. Oktober 1462 die Stadt Mainz erobern. Über 400 Menschen verloren ihr Leben, etliche wurden vertrieben, mehr als 150 Häuser wurden zerstört. Erst mit dem Zeilsheimer Frieden am 5. Oktober 1463 und dem Verzicht Diethers wurde Adolf zum alleinigen, unangefochtenen Erzbischof.
Als Adolf von Nassau 1475 auf dem Sterbebett lag, schlug er seinen Vorgänger und einstigen Widersacher Diether als seinen Nachfolger vor. Am 9. November 1475 wurde Diether von Isenburg dann tatsächlich erneut zum Erzbischof gewählt. Dieses Mal wurde seine Wahl durch Papst Sixtus IV. bestätigt.
2. Aufbau einer Datenbank zum Ausgrabungsprojekt Burg Wersau
In Eigenregie wurde eine Datenbank programmiert, für die uns zuvor von externer Seite ein Kostenvoranschlag im fünfstelligen Bereich gemacht wurde. Dank unseres zweiten Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins Burg Wersau e.V. Michael Grahlert verfügen wir nun gratis über ein solch wertvolles Hilfsmittel.
Ziel war es, eine Datenbank aufzubauen, in der alle geologischen und archäologischen Informationen zum Ausgrabungsprojekt Wersau gesammelt werden können. Informationen zu den Schnitten, Funden, zugehörige Bilder, Dokumentation und so weiter.
Gleichzeitig sollte die Eingabe so einfach sein, dass die „Wersauer“ dies auch direkt tun können und zwar von jedem PC, Tablet oder Smartphone aus, das an das Internet angeschlossen ist.
Ein einfaches Eingabeformular speichert die Daten in die Datenbank. Dort können dann Funde und Schnitte miteinander verknüpft werden. So lassen sich die Funde einfach kategorisieren und zuordnen. Ebenfalls kann so eine gute Verknüpfung zwischen Funden und Bodenschichten hergestellt werden.
Möglich wird dadurch auch das automatische Erstellen der Berichte für das Regierungspräsidium. Wir haben die Datenbank und das Eingabeformular sowie die Auswertungsmöglichkeiten zusammen mit dem Grabungsleiter Justin Schmidt von der Universität Heidelberg entwickelt.
Diese findet unsere Software so gut, dass sie sie für ihre Ausgrabungsprojekte ebenfalls einsetzen will.
Wir werden der Universität die Software natürlich zur Verfügung stellen. Unsere Datenbank wird dann ebenfalls auf den Servern der Universität gespeichert und somit später für alle Interessierte einsehbar sein.
3. Kurzmeldungen
— Beginn der Lehrgrabung durch die Universität Heidelberg (Ur- und Frühgeschichte, Grabungsleiter Justin Schmidt) am 23. Februar 2015, voraussichtliche Dauer bis 2. April 2015 —
— Geplanter Besuch eines Landtagsabgeordneten der Grünen auf dem Ausgrabungsareal am 26. März 2015, anwesend wird dann ebenfalls sein Dr. Folke Damminger vom Landesdenkmalamt (Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 26) sowie Prof. Meier von der Universität Heidelberg (Ur- und Frühgeschichte) —
Über die neuesten Termine und Entwicklungen werde ich Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten.
Für Ihr Interesse bedanke ich mich und verbleibe
Mit den besten Grüßen
Ihr Andreas Dörfer